EINE ENTDECKUNG: GRETE WEILS GROSSER ROMAN ÜBER ALLTAG UND WIDERSTAND IN NS-ZEITEN
"Der Weg zur Grenze", 1944 / 45 im Amsterdamer Versteck der verfolgten deutschen Schriftstellerin Grete Weil entstanden, ist nicht nur der erste Roman der jüdischen Autorin. Er ist bisher nie erschienen und seine Veröffentlichung jetzt eine echte Entdeckung. Im Kern erzählt der Roman, fiktionalisiert und aus dem Autobiographischen ins Exemplarische gehoben, die Liebesgeschichte von Grete Weil und ihrem 1941 im KZ Mauthausen ermordeten Mann Edgar Weil. Er ist außerdem eine Fluchtgeschichte und die Geschichte der Politisierung in einem gebildeten, bürgerlich und kulturell politikfernen Milieu und eine einzigartige Beschreibung der Veränderungen im Alltag, in den Familien und Institutionen seit der Machtergreifung der Nazis 1933.
Die Haupterzählung, zugleich Rahmengeschichte, spielt 1936 und handelt von der Flucht der jungen, jüdischen Münchnerin Monika Merton, deren Mann bereits im KZ Dachau getötet worden ist. Da inzwischen auch sie von der Gestapo gesucht wird, macht sie sich, zuletzt zu Fuß und auf Skiern, auf den Weg über die Grenze nach Österreich. Durch Zufall begleitet sie ein junger Bekannter, der Lyriker Andreas von Cornides. Ihm erzählt sie ihre Geschichte: Szenen ihres Lebens in München und im aufgewühlten, rasanten und aufgeheizten Berlin Anfang der Dreißigerjahre, von ihrer Liebe zu ihrem Cousin Klaus, der Ehe, von Reisen und Krisen und der Arbeit an einer alternativen, ländlichen Schule in Bayern, bis die Machtergreifung der Nazis und der wachsende Antisemitismus allem ein Ende bereiten. Ein bedeutendes, zum ersten Mal zugänglich gemachtes Werk der deutschen Literatur, eindrücklich und bewegend, klug und hellsichtig.
Der erste Roman der Autorin - zum ersten Mal überhaupt veröffentlicht Im holländischen Exil 1944 / 45 in Grete Weils Versteck entstanden Eine Liebesgeschichte, eine Fluchtgeschichte, eine Geschichte über das politische Erwachen und den Widerstand Biografie (Grete Weil)
Inhalt: Die Überlebenden des Holocausts haben sich in dem Leben danach eingerichtet. Doch unter der Oberfläche des Alltäglichen ist die Vergangenheit nur verschüttet. Die Erinnerung - an die Verfolgung, an die Angst, das Unrecht, an den Schrecken von Auschwitz - schwindet nicht mit den Jahren. Aus geringfügigem Anlaß bricht der Schrecken nach Jahrzehnten der scheinbaren Bewältigung hervor, und seine Abwehr nimmt zuweilen absurde und groteske Formen an. Grete Weil erzählt von solchen Menschen und Begebenheiten.
Tramhalte Beethovenstraat mit einer biographischen Notiz herausgegeben von Veit Johannes Schmiedinger. Roman Verlag Das kulturelle Gedächtnis (2021)
Standort: Wei
Es ist eine Ehe mit komplizierter Konstellation: Susanne ist reich ("das Vermögen ihrer vergasten Eltern war enorm und sie die einzige Erbin" ), ihr Mann Andreas ist ein mittelloser deutscher Schriftsteller ohne Werk. Sie leben im Land der Mörder ihrer Eltern, weil sie meint, ein deutscher Dichter müsse in deutscher Umgebung leben. Noch komplizierter ist, wie sie sich kennenlernten: in Amsterdam, im Jahr 1941. Damals wird Andreas als Berichterstatter einer Münchner Zeitung ins besetzte Holland geschickt. In der Beethovenstraat in Amsterdam lebt er zur Untermiete und wird vom Fenster aus Zeuge, wie Nacht für Nacht Juden in Sonderzügen der Tram abtransportiert werden. Er versucht zaghaft zu helfen, verstrickt sich mehr und mehr in jüdische Schicksale - und kann doch nichts verhindern. Susanne lebt als verfolgte Jüdin in Amsterdam - und konnte nur überleben, weil auch sie sich in Schuld verstrickte. Grete Weils Tramhalte Beethovenstraat war der erste deutschsprachige Roman einer Überlebenden über Exil, Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Sie verarbeitet persönliche Erfahrungen (in der Beethovenstraat hatte sie selbst von 1938-1943 gelebt) und schreibt nicht nur über die dramatische Zeit während des Krieges, sondern auch über das diffizile Leben im Deutschland der Nachkriegszeit - mit einer Offenheit und schonungslosen Ehrlichkeit, die auch heute noch erstaunt.
Weil, Grete: Biografische Angabe Grete Weil (1906-1999) gehörte in München zum Freundeskreis um Erika und Klaus Mann, deren Vater Thomas Mann zu ihren literarischen Vorbildern zählte. 1933-1935 Ausbildung zur Fotografin, 1935 Emigration in die Niederlande, wohin ihr Mann Edgar, Dramaturg an den Münchener Kammerspielen, schon 1933 geflohen war. Freundschaft u.a. mit Max Beckmann, Albert Ehrenstein, dem Dirigenten Bruno Walter. Der Versuch, nach der Kapitulation der Niederlande zu fliehen, misslang. Edgar Weil wurde 1941 verhaftet und im KZ Mauthausen ermordet. Grete Weil nahm Kontakt zum Widerstand auf und half beim Fälschen von Pässen und Lebensmittelkarten, arbeitete beim Jüdischen Rat in Amsterdam, tauchte kurz vor der ihr drohenden Deportation 1943 unter und überlebte in einem Versteck. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1947 zog sie mit ihrem Jugendfreud, dem Opernregisseur Walter Jokisch zusammen, den sie 1961 heiratete. Grete Weil arbeitete bis zu ihrem Tod 1999 als freie Schriftstellerin und literarische Übersetzerin in Grünwald bei München. Der Roman Tramhalte Beethovenstraat erschien erstmals 1963. Schlagworte:20. Jahrhundert, 40er Jahre, 60er Jahre, Autor, Deportation, Deutsche Literatur, Deutscher, Empfehlung, Exilliteratur, Fluchthilfe, Grünwalder Autor, Holland, Holocaust, Juden, Judenverfolgung, Junge, KZ, Korrespondent, Nationalsozialismus, Niederlande, Politischer Roman, Schriftsteller, Sechziger Jahre, Shoah, Verfasser, Vergangenheitsbewältigung, Versteck, Vierziger Jahre, Widerstandsbewegung, Zeitgeschichte, Zeuge, Zwanzigstes Jahrhundert Systematik: Roman Umfang: 192 Seiten Beteiligte:Weil, Grete Standort: Wei ISBN: 978-3-946990-53-6
Programm Findus Internet-OPAC findus.pl V20.238/8 auf Server windhund2.findus-internet-opac.de,
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